Was hat die älteste Tochter des König Friedrich Wilhelm I. von Preussen (der "Soldatenkönig") und Sophia Dorothea Prinzessin von Braunschweig-Lüneburg-Hannover mit Erlangen zu tun? Sie setzte Zeichen an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und am Markgrafentheater, dem mittlerweile ältesten bespielten Barocktheater Süddeutschlands. Das denkmalgeschützte Gebäude ist heute eine von insgesamt drei Spielstätten von „Das Theater Erlangen“. Für das Kulturleben ihrer Heimatstadt Bayreuth war die Kunstmäzenin, Komponistin und Opernintendantin bis heute maßgeblich prägend.
Die Adelige erhielt eine gründliche Erziehung auf der Basis der humanistischen Bildung und im französischen Geist. Allerdings wuchs sie – wie ihre Memoiren verdeutlichen - in einer gewaltgeprägten problembelasteten Umgebung auf, da sie schon als Kind als Spielball für politische Interessen herhalten musste. Sie wurde zunächst auf ihre Position auf den Königsthron vorbereitet. Dazu kam es jedoch nicht. Aus politischen Gründen erfolgte ihre Hochzeit vielmehr als „Heiratsware“ mit dem Erbprinzen Friedrich von Bayreuth, mit dem sie jedoch eine glückliche Ehe führte.
Sie malte, schauspielerte, schrieb an ihren Memoiren und einer umfangreichen Korrespondenz, unter anderem mit dem französischen Philosophen Voltaire. Ihre Bibliothek umfasste rund 4.000 Bücher. Ihre größte Leidenschaft gehörte der Musik, tatsächlich zählt sie zu den wenigen Komponistinnen ihrer Epoche, die Opern schrieben. Sie verfasste mehrere Opernlibretti. 1751 wurde sie sogar per Diplom in die römische Accademia dell’Arcadia – eine international literarische Akademie – aufgenommen.
Die Universität, die 1742 in Bayreuth entstand, wurde nach einem Jahr in die Nebenresidenz Erlangen verlegt. Heute trägt sie den Namen Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und ist die drittgrößte Universität Bayerns. Wilhelmines Leibarzt Daniel de Superville (niederländischer Mediziner), den sie angeblich ihrem Vater für zwei Lange Kerls (Soldaten mit ungewöhnlicher Durchschnittsgröße) abgekauft hatte, wurde 1743 deren Kanzler. In seinem Nachlass fanden sich die Memoiren der Markgräfin, die der FAU ihre Bibliothek vermachte.
Auch war sie am Umbau des Markgrafentheaters (1743/44) maßgeblich beteiligt. Hier unterblieb jedoch weitestgehend jene Ausstattung, die von fürstlichem Absolutismus zeugt. Während vergleichbare Bauten wie das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth oder das Cuvilliés-Theater in München vorwiegend der Repräsentation der Hofgesellschaft dienten, war das Erlanger Theater primär ein Haus für alle und der Fürst darin nur der „primus inter pares (Erster unter Gleichen)“.
Als Opern- und Komödienhaus erbaut, bietet es nach seiner letzten Renovierung (1998 bis 2000) 570 Besuchern einen Platz. Bereits 1973 kam es zum Aufbau eines eigenen städtischen Theaterensembles. Das Haus wird seitdem im sogenannten „Drei-Säulen-Modell“ mit Eigenproduktionen, Gastspielen und Konzerten betrieben.
Spuren von Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth in Erlangen:
- Seit 1935 ist in der Buckenhofer Siedlung eine Straße nach ihr benannt.
- Ihre 1740 komponierte Oper „Argenore“ wurde 1993 zum 250-jährigen Jubiläum der Friedrich-Alexander-Universität aufgeführt.