Naturerlebnispfad

2 Stunden 6.9 km GPX - Datei

Ideal für Wissbegierige und Interessierte mit den Schwerpunkten: moderner Lehrpfad, Wässerwiesen und -räder, abwechslungsreiche Landschaften

Der Naturerlebnispfad im Wasserschutzgebiet West zwischen Alterlangen und Möhrendorf umfasst 23 teils interaktive Stationen mit modernen Schautafeln und bietet große naturräumliche Vielfalt auf kurzer Strecke. Die Spaziertour verbindet die feuchten Regnitztalauen mit der höher gelegenen, trockenen Flussterrasse. Lichte Sandkiefernwälder, -äcker und -magerrasen stehen im direkten Kontrast zu Wässerwiesen, Auwäldern und Hecken.

Den „Langen Johann“ Alterlangens im Rücken und im Landschaftsschutzgebiet angekommen, leitet die Starttafel in den Naturerlebnispfad ein. Ein erster Blick geht in die weite Talaue bis hinüber zum Burgberg. Entlang des Zauns des Wasserschutzkerngebiets erreicht der Wanderweg die „fränkische Wüste“, in der nur Spezialisten wie das Silbergras überleben. Hier lohnt ein Blick auf den spärlich bewachsenen Sandboden, aber auch die mit Misteln gespickten Kiefernkronen. Inmitten der Sandäcker ragt ein Holzgerüst mit Baumstamm-Schaukeln auf – eine Tafel erklärt hier das Wesen von Bienen, Wespen und Bienenwölfen, die sich als Räuber und Sandbändiger hervortun. Eine Station weiter ist über die rundherum blühenden Ackerwildkräuter zu lesen. Durch den „Steckeleswald“ schlängelt sich inmitten rotbrauner Spiegelrinden ein schmaler Waldpfad von Tafel zu Tafel, und man lernt mehr über die hiesigen kulturhistorischen Entwicklungen. Im Bereich von Station 5 ist es möglich, die Route zu halbieren und eine Abkürzung zu nehmen. Nur dort trifft man auf Tafel 15 mit Infos zum spannenden Jagdverhalten von Ameisenlöwen. Wer die Augen offen hält, kann ihre Trichter im Sand erspähen. Aber auch Eidechsen, Purpurspanner und die Meisterin der Tarnung, die blauflügelige Ödlandschrecke, leben hier im Sand. Durch Roteichendickicht hindurch, erreicht der Weg eine Tierweitsprunggrube und einen Sitzkreis aus Baumstämmen, der zum Verweilen einlädt und das wichtige Thema Totholz für Tiere aufgreift. Schließlich weitet sich der Blick auf eine große Lichtung, Lebensraum für Kaninchen und Ameisen, die hier als Gärtner und Höhlenbauer fungieren. Unweit des Main-Donau-Kanals und eines Brunnens erreicht man erst ausgedehnte Sandmagerrasen mit speziell angepassten Arten an diese sandigen, nährstoffarmen und trockenen Böden und später leuchtende Klatschmohnfelder. Wer Glück hat, kann sogar die rot ausgekleideten Brutröhren der Mohnbiene im Sand entdecken. Knorrige Kiefern und Spechthöhlen säumen den Weg, der zum zweiten Startpunkt der Tour am Ortseingang von Möhrendorf leitet – auch hier thront ein Startschild mit Flyerkasten neben einem von auf der Tour zahlreichen Insektenhotels. Wer Lust auf ein Eis hat, findet ganz in der Nähe einen kleinen Straßenkiosk zwischen dem kleinen Sport- und dem Wanderparkplatz. Die autofreie Straße teilt eingesäte Wildbienenweiden und weitere Sandmagerrasen, auf denen man das Zirpen der Feldgrillen in ihren Erdlöchern vernehmen oder über Nutzpflanzen lesen kann. Auf einer interaktiven Tafel verstecken sich Bewohner des Lebensraums Schilf, bevor die Tour in die Regnitzaue hinabsteigt. An der Wegkreuzung mit Rastbank und Wildblumenwiese bieten sich verschiedene Möglichkeiten: Wer besonders lecker einkehren möchte, wählt den (unmarkierten) Weg nach Norden zum Weiler Oberndorf mit einstigem Rittergut (Herrenhaus von 1796) am Oberndorfer Weiher; es lohnt aber auch ein Abstecher zu Station 11 – dem historischen Bauernrad, das traditionell zur Bewässerung der Wiesen genutzt wurde. Schnurgerade geht es weiter durch die weite Flur an Heckenstrukturen entlang. Man erfährt über die gefluteten Wässerwiesen und das von der Eiszeit geformte und vom Menschen geprägte Regnitztal, während man in der Ferne ein modernes, elektrisches Bewässerungs-Pumphäuschen am Fluss nahe des Erlanger Klärwerks erblickt. Inmitten wogender Felder steht Tafel 14 mit Erläuterungen zur Landwirtschaft der Talaue. Ein weiterer kleiner Abstecher lohnt sich – er bringt einen durch eine einmalige, verwunschene Heckenlandschaft zum Wald der Zukunft und zur Schwarzbauerngrube, einem Altwasser (ehemalige Flussschleife) der Regnitz mit zahlreichen Spuren des Bibers, riesigen knorrigen Eichen und Pappeln und Wissenswertem zu Hart- und Weichholzauen. Auf Wiesenpfaden geht es zurück am Erlegraben unterhalb der Eichenhutung entlang. Die letzten Stationen erzählen über geologische Entstehungsprozesse des Tals und die Bedeutung des Wassers; passend dazu kann man unterhalb des Wasserwerks auch einen Pumpbrunnen mit Teststationen ausprobieren. Duftende Robinien bringen einen zurück zum Erlenbruch mit Schilfbeständen, die auf hoch anstehendes Grundwasser in der lehmigen, feuchten Talaue hindeuten und zur Wasserreinigung beitragen. Der Blick auf die Erlanger Stadtkirchen macht deutlich, wie zentrumsnah dieses Naturparadies ist.

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Alle Infos auf einen Blick

Ausgangspunkt: Alterlangen oder Möhrendorf

Markierung: Blaue Welle    Laufrichtung: Im Uhrzeigersinn    Komoot

Gelände, Barrierefreiheit: Landwirtschaftliche Wege, schmale Pfade, Waldwege, selten autofreie Straße; fast durchgängig asphaltfrei und eben; nicht barrierefrei, mit Sportkinderwagen möglich

ÖPNV: Alterlangen: Bus 286 / 287 / 293 (Büchenbach – Bruck/Sebaldussiedlung) H St. Johann; Möhrendorf: Bus 254 (Hauptbahnhof – Möhrendorf) H Büchenbacher Weg

Parken: Alterlangen: kein ausgewiesener Parkplatz, nächstmöglicher öffentlicher P Großparkplatz, 2,5 km entfernt (inkl. Fahrradparken); Möhrendorf: kleiner Wanderparkplatz nahe H Büchenbacher Weg

Einkehren: Krapp - Drei Linden, Osteria da Gianni, Restaurant Thalermühle - Brauerei Weller, Taverne Zum Peri, Gasthaus Fischküche Reck, Morgentau Wirtsstube

Besondere Hinweise: Hunde müssen ganzjährig an der Leine geführt werden. Mehr Infos zu Lehrpfad und Führungen unter www.estw.de/naturerlebnispfad (Flyer, Streckenkarte in der Tourist-Information erhältlich)

Schutzgebiete: Der Naturerlebnispfad liegt im NATURA 2000-Schutzgebiet „Regnitztal“ und ist europaweit bedeutend für den Vogelschutz. Zu nennen sind die Weißstorch-Nahrungshabitate und Wiesenbrütergebiete, insbesondere von Wachtelkönig und Kiebitz. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit hoch, Eisvögel zu entdecken. Die Tour durchstreift landesweit sehr bedeutsame Auenlandschaften sowie Feucht- und Waldgebiete, die überregional wichtige Brut- und Rastgebiete verschiedener Vogelarten sind. Viele landwirtschaftliche Wiesen werden zugunsten einer Grünlandextensivierung vom Vertragsnaturschutzprogramm gefördert: Hier findet die Mahd erst ab 1. Juli und ein Düngeverzicht statt. Die Tour durchläuft das Wasserschutzgebiet mit Trinkwasserbrunnen zur Wasserversorgung von Erlangen. Hier wird nur sehr eingeschränkt mit Gülle gedüngt, außerdem wurden sukzessive Acker- in Grünlandflächen umgewandelt.

Highlights: Landschaftlich sehr reizvoll, da noch nicht so überlaufen wie das südliche Regnitztal, einer der schönsten Lehrpfade der Region. Eine kulturhistorische Besonderheit des Regnitztals von Fürth bis Forchheim sind die vielen Wasserschöpfräder, die spätestens seit dem 15. Jahrhundert der Wiesenwässerung dienten. Dies ermöglichte eine intensive Grünlandnutzung mit zwei und sogar drei Heuernten im Jahr. Heute nutzen die Wasserrechtler*innen elektrische Pumpen. Der jährliche Auf- und Abbau der wenigen verbliebenen Wasserräder ist aufwändig und wird von lokalen Vereinen unterstützt.

Beste Jahreszeit: Wasserräderzeit Mai-September (von Walpurgis bis Michaelis), ganzjährig begehbar