Wer kennt sie nicht? Die freundliche Ansprache „Mein lieber Freund und Kupferstecher“, die sich in den 200 Jahren ihres Bestehens zu einem geflügelten Wort entwickelte.
Weniger bekannt sein dürfte allerdings ihr Urheber Friedrich Rückert, ein Sprachgenie, der als Begründer der deutschen Orientalistik in die Geschichte einging. 14 Jahre besetzte er eine Professur für Orientalistische Sprachen und Literaturen an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Erlangen.
In Schweinfurt geboren, studierte der Sohn eines Rentbeamten (Mitarbeiter einer landesherrlichen oder kirchlichen Finanzverwaltung im 18. Jahrhundert), zunächst Jura, Philologie und Ästhetik in Würzburg und Heidelberg (1805-1809), bevor er 1811 in Jena habilitierte.
Seinen ersten Ruhm als Dichter erzielte er 1814 mit seinen „Geharnischte Sonetten“, die er gegen die napoleonische Besatzung schrieb. Bei einem Romaufenthalt 1817 lernte er unter anderem den deutschen Zeichner und Kupferstecher Carl Barth kennen, zu dem sich eine gute Freundschaft entwickelte. Die beiden pflegten einen lebhaften Briefwechsel bei dem Rückert in der Anrede den Ursprung für das berühmt gewordene Zitat lieferte: „Mein lieber Freund und Kupferstecher“.
Nach unsteten Wanderjahren, während derer er 1818/1819 Persisch, Türkisch und Arabisch in Wien erlernte, ging er 1820 als Privatgelehrter in Coburg.
Im Herbst 1826 trat er eine Professur für Orientalistische Sprachen und Literaturen in Erlangen an und entwickelte eine rege Lehrtätigkeit. Ab Sommer 1827 bot er Kurse im damals kaum gelehrten Sanskrit an. 1839 lehrte er Tamilisch für angehende Missionare in Südindien.
1841 folgte er einem Ruf an die Universität in Berlin, die er bis 1848 erfolgreich ausübte. Danach zog er sich auf seinen Ruhesitz in Neuses zurück, wo er ein Gut besaß. Friedrich Rückert beherrschte 44 Sprachen, darunter so ungewöhnliche wie die kaum bekannte Turksprache Tschagataisch oder eine dravidische (Südasien) Sprache wie Malayalam.
Es heißt Friedrich Rückert lebte meist zurückgezogen im Kreis seiner kinderreichen Familie. 1833 erkrankten seine sechs Kinder an Scharlach. Seine Lieblingstochter Luise verstarb mit drei Jahren an der Krankheit, ebenso sein fünfjähriger Sohn Ernst.
1872 veröffentlichte er in „Kindertodtenlieder“ über 400 Gedichte, die er in seiner Trauerphase 1833/1834 verfasste. Sechs davon vertonte der österreichische Komponist Gustav Mahler (1860-1911). Der berühmteste Dirigent seiner Zeit hatte elf Geschwister von denen sechs im Kindesalter starben. Auch verlor er 1907 seine fünfjährige Tochter Anna.
Spuren von Friedrich Rückert in Erlangen:
- Die Rückertstraße ist ihm gewidmet
- Der Rückertbrunnen im Schlossgarten und die Friedich-Rückert-Schule tragen seinen Namen
- Gedenktafel Südliche Stadtmauerstraße 28