Rein aus optischer Sicht fällt dem einen oder anderen Besucher auf, wie ähnlich sich viele der fränkischen Städte doch sind. Über 1.000 Jahre prägte das Herrschergeschlecht der Hohenzollern die politische Geschichte in Deutschland. Im 11. Jahrhundert begann der Siegeszug der Familie, der bis zum Ende des ersten Weltkriegs, 1918, andauerte. Der steile Aufstieg der Hohenzollern spiegelt sich besonders auch in Franken wider. Heute noch erhaltene Kunstschätze und Bauwerke aus der Glanzzeit der Hohenzollern verweisen auf die gemeinsame Geschichte, die Städte wie Ansbach, Bayreuth, Erlangen, Kulmbach, Nürnberg, … prägten.
Erlangen – Wirkungsstätte der Hohenzollern
Viele der fränkischen Städte haben eines gemeinsam: über Jahrhunderte hinweg hinterließ die Familiendynastie der Hohenzollern ihre Spuren in Städten wie Erlangen, Bayreuth, Ansbach, Kulmbach, Nürnberg und vielen weiteren mehr. Wenn Besucher auf ihrer Reise durch Franken diese Städte passieren, begeben sie sich an die Wirkungsstätten einer deutschen Dynastie…
Christian Erlang – ein Hohenzoller und die Hugenotten
Eine folgenreiche Entscheidung traf der Bayreuther Markgraf Christian Ernst (1644 – 1712), als er in Folge der Hungerjahre nach dem Dreißigjährigen Krieg entschied, seine Herrschaft Erlangen für andere Glaubensangehörige zu öffnen. Als einer der ersten protestantischen Fürsten lud er die Hugenotten ein, sich auf seinem Herrschaftsgebiet anzusiedeln. Die Entscheidung war zwar kühn, doch auch klug. Die Hugenotten galten als innovative, geschickte und tüchtige Handwerker und Kaufleute. Über 250.000 Glaubensbrüder waren seit 1685 auf der Flucht, nachdem sie der Sonnenkönig Ludwig XIV. aus Frankreich vertrieb. Christian Ernst verfolgte das Ziel, seiner Stadt mit Hilfe der Hugenotten einen wirtschaftlichen Schub zu geben.
Hohenzoller-Baudenkmäler für die Erlanger
1686, mit dem Beschluss eine Planstadt, der Erlanger Neustadt, im ländlich geprägten Erlangen anzulegen, setzte der Markgraf den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte. Die barocke Planstadt „Christian Erlang“ traf den Zahn der Zeit. Christian Ernst machte sich mit dem Bau der neuen Stadt unsterblich und wollte mit der symmetrischen Anlage der Straßen die Ordnung im Staatswesen widerspiegeln. Diese Struktur bildet noch heute das Grundgerüst der Erlanger Innenstadt und auch die Häuser, damals zwischen zwei- bis drei Stockwerke hoch, sind prägend für das Stadtbild. Auch wenn die Ansiedelung der Hugenotten nicht ganz reibungsfrei lief, auf knapp 600 „Alterlanger“ kamen über 1.000 Flüchtlinge, konnte Christian Erlang mit einer schnellen Planung schon bald die ersten Bewohner in die Neustadt umsiedeln. Neue Wirtschaftszweige wie die Hutmacherei, Strumpfwirkerei, Handschuhmacherei trugen zu einem kleinen Wirtschaftswunder bei.
Als erstes Gebäude entstand das neue Gotteshaus, die heutige Hugenottenkirche. Der als von den Hugenotten bezeichnete „temple“ war die erste städtische Kirche, in der es kein Kreuz, keine Kerzen und keinen Altar gab. Heute prägt die Kirche den in der Stadt liebevoll genannten Hugo (Kurzform für Hugenottenplatz)
Sinnbild für das Schaffen der Hohenzoller ist das Markgräfliche Schloss, das in den Jahren zwischen 1700 bis 1704 erbaut wurde. Hierzu gehören auch der 7,5 ha große Schlossgarten und die Orangerie, die für solch ein barockes Herrscherzentrum unverzichtbar waren. In der Mitte des Schlossgartens befindet sich auch der Hugenottenbrunnen, der die Errungenschaften der wichtigsten Hugenottenfamilie würdigt. Sie sind heute Magnetpunkte für Touristen und Bewohner.
Nicht zu vergessen ist natürlich die heutige Friedrich-Alexander-Universität, welche der Markgraf Friedrich III. von Brandenburg-Bayreuth (1711 – 1763) eröffnete. Seine zweite Frau, Sophie Caroline Marie (1737 – 1817) wandelte nicht nur den Schlossgarten in einen englischen Landschaftsgarten um, sondern trug auch zur Blüte der Wissenschaft an der Universität bei.